Mit dem Vortrag informierten die Vorsitzende des Tamara Bunke Vereins für internationale Jugendverständigung (http://tamarabunkeverein.de.vu/) Ramona Gehring und Jens Thöricht über die Situation in der Region Sluknov (Schluckenauer Zipfel).
„Wir dürfen aus der Betrachtung nicht herauslassen, dass wir über eine Region und ihre Menschen sprechen, die als „strukturschwach“ angesehen wird. Firmen investieren nicht, das Bildungsniveau ist schlecht und die Infrastruktur miserabel. In den Jahren 2008 und 2009 haben etliche Firmen Arbeitsplätze abgebaut, die Arbeitsbedingungen haben sich generell verschlechtert.“, so Jens Thöricht. „Kriminalität, gewalttätige Übergriffe, Wegnahme von Arbeitsplätzen und das Ausnutzen von Sozialleistungen“ wurden als Gründe für die Ablehnung der Sinti und Roma durch die einheimische Bevölkerung genannt. Auf diese Vorwürfe ging Thöricht ebenfalls ein.
Litinov im Jahre 2008 markierte einen Anfangspunkt der antiziganistische Ausschreitungen in der tschechischen Republik. Der Funke in die nördlichen Regionen sprang im August 2011 über. Ramona Gehring gab einen chronologischen Abriss der stattgefundenen Aktionen, die sich gegen die Sinti und Roma richteten.
Ebenso wurden zwei der Organisatoren dieser Aktionen benannt. “Delnická Strana sociální spravedlnosti“ und Lukáš Kohout.
Die “Delnická Strana sociální spravedlnosti“ ist Nachfolgeorganisation der „Delnicka Strana“ – eine rechtsnationale Arbeiterpartei. Das oberste Verwaltungsgericht der tschechischen Republik hat im Februar 2010 die „Delnicka Strana“ verboten und ihre Auflösung angeordnet. Die Richter in Brno folgten damit dem Antrag der Prager Regierung und stuften die Partei als verfassungsfeindlich ein. Für die Rechten in Tschechien ist das Parteiverbot ein herber Schlag, denn die „Delnicka Strana“ galt als Sammelbecken für die Nationalisten. In ihren Äußerungen rufe die Partei zu Rassismus und sozialer Isolation auf, sagte der Vorsitzende Richter Vojtech Simicek. Das Gericht äußerte sich in seiner Urteilsbegründung folgendermaßen: “Die Partei richtet sich verallgemeinernd gegen Roma, Vietnamesen und Juden ebenso wie gegen Homosexuelle, Zuwanderer und generell gegen Menschen anderer Hautfarbe”. Das sei keine zulässige Kritik an gesellschaftlichen Problemen, sondern ein “absolut inakzeptables Hervorrufen von Hass”.
Kohout ist in Most im August 1983 geboren und ist gelernter Koch. Er versucht sich immer wieder als wichtigen Menschen im öffentlichen Leben zu stilisieren und gilt als Hochstapler. Kohout muss sich neben den von ihm maßgeblich organisierten Aktionen auch mit der tschechischen Justiz beschäftigen. Anscheinend hatte er Anfang April 2011 einen Finanzierungsvertrag für ein Notebook mit fremden Personalien abgeschlossen. Da anscheinend die Kreditraten nicht regelmäßig beglichen wurden, entstand dem Vertragspartner ein Schaden in Höhe von in Höhe von über 35 Tausend Kronen. Nach Medienmeldung wurde dafür Kohout zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Dieses Urteil wurde mittlerweile aufgehoben, es wird zu einem neuen Verfahren kommen.
„Was können wir – was könnt ihr tun?“ – diese Frage wurde zum Schluss des Vortrages beantwortet. Möglichkeiten gibt es viele. Sei es die Berichterstattung über die Zustände in der Region, sei es das Sammeln von Kleidung für die Betroffenen, sei es die Anwesenheit vor Ort bei antiziganistischen Aufmärschen um den Menschen zu zeigen, dass sie nicht allein sind. So zum Beispiel am 31.März. Die “Delnická Strana sociální spravedlnosti“ unterstützt an diesem Tag 15 Uhr auf dem Varnsdorfer Edvard Beneš-Platz eine erneute antiziganistische Demonstration.
Die lokalen Romas haben die Idee, eine nicht mehr genutzte Kirche als sozialen Treffpunkt zu nutzen. In diesem wollen sie Angebote für Menschen, die wie sie selbst sozial benachteiligt werden, schaffen. Dieses Vorhaben könnt ihr ebenfalls mit Spenden aber sicherlich bald auch mit Arbeitseinsätzen vor Ort unterstützen.
Dankenswerter Weise hat der Tamara Bunke Verein für internationale Jugendverständigung sein Konto für Geldspenden an die Roma bereitgestellt.
„Alle eingehenden Spenden werden ohne Abzüge direkt an die betroffene Roma weitergeleitet. Um eine gerechte Verteilung der Spenden zu gewährleisten, wurde der Zentralrat der Sinti und Roma mit der Bitte angeschrieben, uns dabei behilflich zu sein. Da wir transparent arbeiten, sind wir gern bereit alle eingehenden Spenden sowie die Weitergabe zu dokumentieren und öffentlich zu machen.“, so die Vereinsvorsitzende.
Der Verein unterhält nachfolgende Bankverbindung:
Inhaberin: Tamara Bunke Verein / Kontonummer: 3000082580 / BLZ: 850 501 00
Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien / Betreff: Roma CZ
Vortrag ueber Sinti und Roma in der Kulturkiste Pirna