Am 23. Oktober reisten MitgliederInnen der Projektgruppe Couleur Noir und des Tamara -Bunke – Vereins zur internationalen Jugendverständigung e.V. nach Polen, um das ehemalige Konzentrationslager (KZ) Auschwitz zu besichtigen und Kontakte zu polnischen Jugendlichen zu pflegen und auszubauen.
Das staatliche Museum Auschwitz-Birkenau wurde 1947 aufgrund ein Gesetzes des polnischen Parlaments auf den zwei erhalten gebliebenen Teilen des ehemaligen größten Konzentrationslagers Auschwitz I – Stammlager und Auschwitz II – Birkenau errichtet. Seit 1979 ist dieser Ort ein Objekt des UNESCO Weltkulturerbes.
Das KZ Auschwitz wurde 1940 von Nazis in einem Vorort von Oświęcim, welches von Deutschen besetzt war, gegründet. In den nächsten Jahren wurde das Lager ausgebaut und für die Welt zum Symbol von Naziterror, Völkermord und Holocaust.
Schätzungen zur Folge wurden mindestens 1,1 Millionen Jüdinnen und Juden nach Auschwitz deportiert. Die Mehrheit starb im Lager. Gegen Kriegsende begann die SS ( Schutzstaffel der NSDAP [Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei]) die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen. Sie demontierten und vernichteten Gaskammern und Krematorien und verbrannten Dokumente. Bis heute sind jedoch Spuren dieser grausamen Verbrechen der Nazis zu finden. Ausgrabungen im KZ Auschwitz Birkenau bringen immer wieder Beweise zum Vorschein, die die SS zu vertuschen versuchte.
Eine Teilnehmerin der Bildungsreise schildert ihre Eindrücke vom Besuch des ehemaligen KZ:
„Die Gedenkstätte war von BesucherInnen überflutet. Aus vielen verschiedenen Ländern kamen am 23. Oktober ca. 1000 Menschen nach Oświęcim, um das Museum Auschwitz-Birkenau zu besichtigen. Fast 30 Millionen Menschen aus der ganzen Welt haben das ehemaligen KZ seit der Eröffnung des Museums besucht. Unsere Museumsführung dauerte insgesamt über fünf Stunden. Es war anstrengend: physisch und psychisch. Wenn man in die Gesichter der Menschen blickte, die einem aus dem Museum entgegen kamen, konnte man bereits erahnen, was einen erwartet. Zuerst besichtigten wir das Stammlager Auschwitz I. Mit Hilfe des Audio-Guides wurde gesichert, dass wir unsere Fremdenführerin auch tatsächlich verstanden. Sie vermittelte uns über ein Mikrophon Informationen. Wie in den meisten Museen war die Zeit auch hier zu kurz, um sich alles ausführlich und genau anzusehen. Wir hatten Gelegenheit, uns verschiedene Lagerblöcke anzuschauen. So auch den Block Nr. 11, den so genannten Todesblock. Hier wurden Häftlinge und Häftlinginnen untergebracht, die zum Hungertod verurteilt wurden. Dies geschah zur Vergeltung für die Flucht von einem Mithäftling.
Es ist kaum möglich, meine Emotionen und Eindrücke in Worte zu fassen. Ich kann jedem/jeder nur ans Herz legen, sich das ehemalige KZ selbst anzusehen.
Für mich war der ergreifendste Moment das Betreten des Gebäudes, in dem die erste Gaskammern und das erste Krematorium errichtet wurden. Selbst in diesem Raum zu stehen, in dem vor über 60 Jahren tausende von Menschen ermordet und verbrannt wurden, ist einfach unbeschreiblich tragisch. Es mischten sich Gefühle von tiefer Trauer, Wut und Hoffnung. Hoffnung – dass die Geschichte und ihre Relikte wenigstens als Mahnmal für jetzige und zukünftige Generationen dient.
Dabei ist mir wieder einmal klar geworden, das ich als Antifaschistin NIEMALS aufgeben werde, gegen Neonazis, Antisemiten und andere menschenverachtende Ideologien zu kämpfen! Wehret den Anfängen – Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!!!
Nach einer Pause begaben wir uns in den Reisebus und fuhren zum Vernichtungslager Auschwitz II – Birkenau, welches ca. 3 km vom Stammlager entfernt liegt. Dies ist 35 mal größer als das Stammlager.
Die Größe des Lagers übertraf meine Vorstellungen. Insgesamt 12 km Stacheldrahtzaun, der früher unter Hochspannung stand und die KZ-InsassInnen von der Flucht abhalten sollte, umzäunten das große Gelände. 1943 waren hier über 100.000 Menschen inhaftiert. Durch die Haupteinfahrt, auch „Todestor“ genannt, wurden seit Mai 1944 Häftlinge direkt in das Lager deportiert. Anschließend erfolgte die Selektion. Die ankommenden Menschen wurden von SS-Ärzten in arbeitsfähig und arbeitsunfähig getrennt. Kranke, Alte, Kinder und schwangere Frauen wurden direkt nach ihrer Ankunft in Auschwitz II – Birkenau in den Gaskammern in den Tod geschickt. Nur etwas 25-30 % der Menschen eines Transports wurden nach der Selektion im Lager untergebracht. Das Gebiet ist kaum überschaubar. Überall, wo mensch hinblickt, sieht mensch Überreste der vielzähligen Baracken, in denen hunderte von inhaftierten Menschen zusammengepfercht untergebracht wurden. Aus schriftlichen Aufzeichnungen der Gefangenen ist zu entnehmen , dass sie vom Stöhnen der sterbenden Menschen, Schweiß- und Fäkaliengestank erfüllt waren. Überall muss es von Läusen und Ratten gewimmelt haben.
Ende 1944 begannen die SS-Männer, die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen. Öfen der Krematorien wurden demontiert. Das, was die SS nicht vernichtete, wurde in die Luft gesprengt.
Die Ruinen der Gaskammer und des Krematoriums II sind geblieben. Angesichts dieser Tatsachen frage ich mich, wie manche Menschen nur daran denken können, den Holocaust zu leugnen. Knochen und Asche der ermordeten Menschen kann mensch noch heute an ein paar Orten auf dem Gelände finden.
Heute befindet sich ein internationales Mahnmal für die Opfer des Faschismus auf dem Gelände. Es wurde 1967 enthüllt. Außerdem gibt an an verschiedenen Stellen Gedenktafeln mit Erläuterungen auf polnisch, englisch, hebräisch und jiddisch. Jeden Tag kommen Menschen her, die zum Gedenken der über eine Million Opfer Blumen, Kränze und Steine niederlegen und Kerzen anzünden. Auch ich habe zum Gedenken einen Stein auf eine Gedenktafel aus Granit am kleinen Teich niedergelegt. In diesen Teich wurde die Asche der verbrannten Menschen geschüttet.“
Am Abend fand im ca. 70 km entfernten Krakau, wo die TeilnehmerInnen der Bildungsreise im Hotel untergebracht waren, ein Treffen mit polnischen Jugendlichen statt. Es wurde über die Eindrücke des Tages, sowie über aktuelle politische Themen gesprochen. In Krakau eröffnete vor wenigen Wochen das Museum „Oscar Schindler Factory“. In Schindlers Fabrik haben über 1100 Jüdinnen und Juden gearbeitet und wurden so vor den Nazis gerettet. Das Museum soll sehr modern, interaktiv und sehenswert sein. Vielleicht wird es das Ziel einer nächsten Bildungsreise…
Die TeilnehmerInnen bedanken sich bei den Organisatoren der Fahrt vom Bündnis für politische Bildung und Antifaschismus!
Übrigens: Am 27. Januar findet der alljährliche der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Seit 2005 ist der 27. Januar offiziell der internationale Holocaustgedenktag.
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