Gedenken an Michael Gäbler in Zittau

Die Tat:
Der 18-jährige Michael Gäbler wird in den frühen Morgenstunden des 20. November 1994 nach einer Techno-Party im offenen Jugendhaus „Rosa“ in Zittau (Sachsen) von einem 17-Jährigen erstochen.

Über den Tatablauf gibt es widersprüchliche Angaben. Besucher des Jugendhauses erklären, dem späteren Angreifer sei wegen „rechter Sprüche“ während der Party Hausverbot erteilt worden. Michael Gäbler und ein Begleiter hätten vor dem Jugendhaus weiter mit dem 17-Jährigen darüber gestritten, warum er sich damit brüste, er sei „Nationalist“.
Als sich Gäblers Begleiter von der verbalen Auseinandersetzung abwendet, zieht der 17-Jährige unvermittelt ein Messer und sticht Michael Gäbler ins Herz und in die Leber. Am 20.November 1994 stirbt Michael.

Der Täter – Toni H.:
Bei dem 17 jährigen Jugendlichen handelt es sich um den gebürtigen Waltersdorfer Toni H. Bis 1994 ging er auf die Pestalozzischule in Großschönau und anschließend auf die technische Fachschule in Zittau. Mittlerweile ist H. verheiratet und arbeitet in München. Täter und Opfer kannten sich aus der Schule.

Das Opfer – Michael Gäbler:
Michael kleidete sich als Punk. In der Tatnacht war er das erste Mal im offene Jugendhaus „Rosa“.

Überregionale Demonstration als Reaktion auf die Tat:
Viele Menschen in Zittau konnten zum damaligen Zeitpunkt die Tat nicht einordnen. In Zittau gab es zum damaligen Zeitpunkt ständige Auseinandersetzungen zwischen der linken und der rechten Szene. Am Sonnabend, dem 12.Dezember 1994, demonstrierten in Zittau etwa 500 Personen unter dem Motto „Wut und Trauer über den Mord an Michael Gäbler“. Die Demonstranten forderten die „Aufklärung des Mordes und des politischen Hintergrundes der Tat“, denn es wurde ein politischen Hintergrund vermutet. Weiter forderten die Antifa‘s und die wenigen anwesenden Zittauer_innen den „Stopp der Unterstützung der Nationalisten in der Südstraße durch Stadt und Land“. Dabei geht es um ein Haus, welches die faschistische Gruppe „Nationaler Jugendblock“ (NJB) mit öffentlichen Geldern zum regionalen Nazi-Zentrum ausgebaut hat.
Während der Demo kam es zu Provokationen der massiv anwesenden Einsatzkräfte. Von einem Polizeiwagen mit aufgebauter Aussichtsplattform aus wurde die Demonstration gefilmt. Der Bus mit Berliner Antifa‘s wurde weit vor Zittau über mehrere Kilometer per Hubschrauber im Tiefflug verfolgt. Als sich Sachsens Innenminister Heinz Eggert von der Schlagkraft seiner Beamten überzeugen wollte, entging er nur knapp einer geworfenen Bierflasche. Der Vorfall ging später als „Anschlag“ in die Agenturen ein. Die Demonstration verlief dennoch ohne Zwischenfälle.

Der Prozess:
Im Juni 1995 befindet die Jugendkammer am Landgericht Görlitz, der 17-Jährige habe in „Notwehr“ gehandelt, da er „zu Unrecht und mit Prügeln“ aus dem Jugendhaus verwiesen worden sei. Zwar befand das Gericht, Michael Gäbler sei unbewaffnet gewesen und hätte H. nicht geschlagen. Dennoch sei der Einsatz des Messers als „Verteidigungsmittel“ gerechtfertigt gewesen, so der Vorsitzende Richter. Der Prozess endet mit einem Freispruch für den 17-Jährigen. Kritisiert werden muss hier die Aussage, dass H. zu Recht ein Messer als „Verteidigungsmittel“ eingesetzt habe. Niemand kam auf die Idee zu fragen, warum H. bei einer Technoparty ein Messer bei sich trägt.

Und heute – Nichts und niemand ist vergessen:
Der Infoladen-Zittau (1) erinnerte in seinem Schaufenster an die damalige Tat (siehe Bild). Die Antifa-Lausitz (2) legte zum Gedenken an Michael Gäbler ein Blumengebinde an seinem Grab nieder (siehe Bilder).

Micha starb, weil Toni H. seinem Hass freien Lauf ließ. Wir können nicht mehr tun, als an ihn zu gedenken. Wir können nicht mehr tun, als den Kampf um eine Gesellschaft frei von Unterdrückung, Rassismus und Menschenfeindlichkeit weiterzuführen. Wir werden die Toten nicht vergessen.
Quellen:
(1) www.infoladen-zittau.de
(2)antifalausitz.sytes.net/

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Kein Vergeben! Kein Vergessen!


Michael Gäbler, 18 Jahre
Am 19. November 1994 kam es in einem Jugendklub in Zittau während einer Party zu einem Streit mit einem Gast, der auf Grund nationalistischer Sprüche Hausverbot erteilt bekam. Gäbler und ein Begleiter führten danach eine verbale Auseinandersetzung mit ihm, 150 Meter vom Klubhaus entfernt. Als sich der Begleiter zum Gehen abwandte, stach der bekennende Nazi mehrmals auf Gäbler ein, der daraufhin an den schweren Verletzungen starb.

Infoveranstaltung: Wie war es bei den Anti-Castor-Protesten

Am 11.November 2010 fand im Infoladen – Zittau eine Informationsveranstaltung über die Proteste gegen den Castor Transport im Wendland statt. Mitglieder des Tamara Bunke Verein für internationale Jugendverständigung e.V., der jungen Linken. Zittau und das Team vom Infoladen Zittau waren bei der Großdemonstration am 06.November in Dannenberg und bei verschiedenen Aktionen dabei und schilderten vor 10 Interessierten ihre Eindrücke. Nass, Kalt und Anstrengend und dennoch mit den Protesten zufrieden, so umschrieb eine Aktivistin die Tage im Wendland. Die Protestbewegung wurde im Ziel geeint, den Transport des Atommülls so lang wie möglich zu verzögern und damit so teuer wie möglich zu machen. So kamen unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Ansichten zusammen und setzten ein deutliches Zeichen gegen die Atompolitik der Bundesregierung.

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Neuer Vorstand im Tamara Bunke Verein zur internationalen Jugendverständigung e.V. gewählt

Am 03.November 2010 wurde auf der jährlichen Gesamtmitgliederversammlung des Tamara Bunke Vereins zur internationalen Jugendverständigung e.V. ein neuer Vorstand gewählt. Als Vorsitzende wurde Ramona Gehring, als stellvertretende Vorsitzende Elisabeth Böhme und als Schatzmeisterin Liane Bottke gewählt. „Ich bedanke mich besonders beim Infoladen Zittau, der unserem Verein seine Räumlichkeiten zur Nutzung kostenfrei zur Verfügung stellt.“, so Ramona Gehring. Elisabeth Böhme ergänzt: „Die vorhandenen Kontakte in die polnische und tschechische Republik werden wir weiter intensivieren, um somit den gemeinsamen europäischen Gedanken in der Region tiefer zu verankern. So wird im nächsten Jahr zum Beispiel ein gemeinsames Sportfest stattfinden.“ Darüber hinaus engagieren sich die Mitglieder des Vereins für eine sozialere Gesellschaft. So wird am 18.Dezember eine Weihnachtsfeier für Familien, die durch die unsoziale Bundes- und Landespolitik besonders betroffen sind, ausgerichtet. Weitere Informationen finden Sie unter www.tamarabunkeverein.de.vu Für Fragen stehen wir Ihnen gern per Mail zur Verfügung.

Elisabeth Böhme

„Der Castor kommt…. Wir sind schon da….“ war Thema im Infoladen

Cécile Lecomte, das „Eichhörnchen“ in Zittau

Am 13.Oktober informierte die langjährige Anti-Atom Aktivistin, Cécile Lecomte, im Infoladen Zittau über geplante Atomtransporte, die diskutierte Endlagerfrage und die Politik, die dahinter steckt.

Bekannt ist sie unter den Spitznamen „Eichhörnchen“, ein Anspielung auf ihr kletterisches Können, mit dem sie schon Atomtransporte zeitweise stoppen konnte.

Der erste Teil ihres Vortrages befasste sich mit ihrer Person. Sie, gebürtige Französin, ist seit Jahren in diversen sozialen Bewegungen engagiert: Antiatom- Bewegung, Pazifismus,Globalisierungs- und Konsumkritik, gegen Gentechnik… Die internationale Vernetzung von sozialen Bewegungen liegt ihr besonders am Herzen, denn Probleme machen ja keinen Halt an der Grenze! Ein Zitat aus der Veranstaltung, der das ganze unter- mauert: „Wenn die Atomloby international arbeitet, muss der Widerstand dies auch tun.“. Ein netter sympathischer Mensch, der von sich selbst sagt, dass er „Bodenangst habe“ – eine Anspielung auf ihre Kletteraktionen.

Im zweiten Teil informierte Sie über die Kampagne„Castor schottern“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, eine „bewusste Veränderung der Castortransportstrecke“ herbeizuführen.

„Es ist Platz für Viele und vieles. Vielfalt und Kreativität sind eine Stärke, diverse Aktionsformen ergänzen sich.“, so Cécile. Deutlich wurde der Wunsch zu einer Reise ins Wendland bei einigen Anwesenden geweckt. Am Ende wurde auf einen Bus hingewiesen, der aus Ostsachsen zur Auftaktdemonstration nach Dannenberg fährt, einige sicherten sich gleich einen Platz.

Die Veranstaltung wurde unterstützt von den Grünen und den LINKEN, wie auch vom Tamara Bunke Verein

PM: VA – Anti-Castor – Links der Neiße

Events im November




Kostenlos im Infoladen

utopia ist eine Jugendzeitung für eine herrschaftslose und gewaltfreie Gesellschaft. Die Zeitung wird von Jugendlichen für Jugendliche gemacht – die Artikel sind kurz und für Jugendliche verständlich geschrieben. utopia ist „kostenlos – aber nicht umsonst!“ und entsteht in ehrenamtlicher Arbeit. Die Jugendzeitung erscheint alle zwei Monate. Sie wird in Schulen, Universitäten, Infoläden und Jugendtreffs ausgelegt sowie auf Demonstrationen und anderen politischen Veranstaltungen verteilt. Zudem liegt sie der Graswurzelrevolution bei. Die Auflage der utopia musste seit dem ersten Erscheinen im September 2007 wegen der großen Nachfrage mehrmals erhöht werden. Die Zeitung ist basisdemokratisch organisiert.

Bildungsfahrt ins KZ Sachsenhausen

Am 23. Oktober 2010 reisten Mitglieder der Projektgruppe Couleur Noir und des Tamara -Bunke – Vereins zur internationalen Jugendverständigung e.V. nach Oranienburg, um das ehemalige Konzentrationslager (KZ) Sachsenhausen zu besichtigen und Kontakte zu Mitgliedern der Partei DIE LINKE wie auch des „Eine Welt Laden Gaia“ zu pflegen und auszubauen. Dazu hatte der Ortsverband der LINKEN Löbau-Zittau eingeladen.

Vor Beginn der 3 stündigen Hinfahrt berichtete die Löbauer Landtagsabgeordnete Heiderose Gläß (Linksfraktion), dass Sie einen sehr persönlichen Bezug zu diesem KZ hat. Ihr Vater, überzeugter Sozialdemokrat, war bis 1937 Häftling in diesem KZ.

Zur Geschichte des Konzentrationslagers:
Durch die Nähe zu Berlin und damit auch zur Gestapozentrale in der Prinz-Albrecht-Straße hatte dieses Lager eine Sonderrolle im KZ-System. Ein großes SS-Kontingent war hier stationiert. Das Lager diente als Ausbildungsort für KZ-Kommandanten und das Bewachungspersonal im ganzen NS-Bereich (ähnlich wie das KZ Dachau). Insgesamt wurden ca. 200.000 Häftlinge nach Sachsenhausen deportiert, nur etwa 140.000 davon wurden registriert. Im August 1941 wurde eine Massenerschießungsanlage errichtet, in der dann etwa 13.000 bis 18.000 sowjetische Kriegsgefangene ermordet wurden. Insgesamt sollen mehrere zehntausend Häftlinge ermordet worden sein.
Es ist weder örtlich noch zeitlich identisch mit dem KZ Oranienburg, das bereits 1933/34 mitten in Oranienburg errichtet worden war.
weitere Informationen unter https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/KZ_Sachsenhausen

Eine Teilnehmerin der Bildungsreise schildert ihre Eindrücke vom Besuch des ehemaligen KZ:
Zu Beginn unseres Rundganges schilderte MdL Gläß, wie ihr Vater, der Insasse des Lagers war, dieses erlebt hatte. Diese sehr persönlichen Details machen die Verbrechen, die hier begangen worden sind, greifbarer. Es herrschte eine kalte Stille, als MdL Heiderose Gläß erzählte.
Anschließend besichtigten wir das Museum. Im Museum beeindruckte mich das Glasfenster „Internationaler Widerstandskampf“ von Walter Womacka. (siehe Fotos) Das Glasgemälde besteht aus 3 Teilen. Das linke Fenster zeigt einzelne Stationen des Widerstand (Geheimdruckerei, Abhören eines Senders, Verhaftung und Folter), das rechte den sowjetischen Partisanenkampf. Dieser Widerstand mündet im Mittelfenster in der Befreiung durch den Häftling, die Partisanin und den Sowjetsoldaten.
Die nächste Station waren die Baracken der Häftlinge. In einer Baracke war der Waschraum. (siehe Foto) Zeitweise bis zu 4000 Personen mussten sich morgens zwischen Wecken, Austeilen der Morgenration und Abmarsch zum Appell an diesen beiden Stehbrunnen mit kaltem Wasser waschen, dass – einem Springbrunnen ähnlich – aus dünnen Strahlen in der Brunnenmitte floss. Die Waschräume wurden oft zu Orten spezifischen SS-Terrors: So wurden Häftlinge von SS-Männern in den Fußwaschbecken (an der rechten Seite) ertränkt. Erschreckend zu was Menschen alles fähig sind.
Die Strecke des Todesmarsches, auf den die verbliebenen gehfähigen Häftlinge am 18.April 1945 getrieben wurden, führte ganz in der Nähe der heutigen Grenze zur tschechischen Republik vorbei.(siehe Foto) So führte der Marsch über Varnsdorf und Rybniste. Die SS erschoss vor Erschöpfung zusammenbrechende Häftlinge und verscharrte die Toten an verschiedenen Orten des durch die sächsische Schweiz führenden Marsches. Am 4.Mai 1945 fand in Varnsdorf eine Selektion statt. Die selektierten jüdischen Häftlinge transportierte die SS in offenen Güterwaggons bis Litomerice. Von dort trieb sie die Häftlinge zu Fuß weiter. 228 jüdische Häftlinge kamen in der Nacht zum 08.Mai 1945 in Theresienstadt an.
Persönlich beeindruckte mich der Lebensweg von Ernst Schneller. (siehe Foto) Für mich ein Vorbild.
Es ist erschreckend, zu was Menschen alles fähig sind. Der ergreifendste Moment für mich war, als ich dann vor der ehemaligen Gaskammer, dem Erschießungsgraben und den Öfen stand. Wie viele Menschen wurden hier gemartert und ermordet. Ich fühlte Trauer, Wut aber auch Hoffnung. Hoffnung, dass es derartiges nie wieder passiert. Und deshalb bin ich, mit dem innerlichen Versprechen heimgefahren, weiter gegen den aufkeimenden Nazismus aktiv zu sein. Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

Nach 4 stündiger Rückfahrt erreichten wir gegen 21 Uhr das abendliche Zittau. Jeder ging nach Hause und dachte sicherlich über den Tag und das Erlebte nach.

Die TeilnehmerInnen bedanken sich bei der LINKEN und MdL Gläß für die Einladung.

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Bildungsreise nach Auschwitz

Am 23. Oktober reisten MitgliederInnen der Projektgruppe Couleur Noir und des Tamara -Bunke – Vereins zur internationalen Jugendverständigung e.V. nach Polen, um das ehemalige Konzentrationslager (KZ) Auschwitz zu besichtigen und Kontakte zu polnischen Jugendlichen zu pflegen und auszubauen.

Das staatliche Museum Auschwitz-Birkenau wurde 1947 aufgrund ein Gesetzes des polnischen Parlaments auf den zwei erhalten gebliebenen Teilen des ehemaligen größten Konzentrationslagers Auschwitz I – Stammlager und Auschwitz II – Birkenau errichtet. Seit 1979 ist dieser Ort ein Objekt des UNESCO Weltkulturerbes.

Das KZ Auschwitz wurde 1940 von Nazis in einem Vorort von Oświęcim, welches von Deutschen besetzt war, gegründet. In den nächsten Jahren wurde das Lager ausgebaut und für die Welt zum Symbol von Naziterror, Völkermord und Holocaust.

Schätzungen zur Folge wurden mindestens 1,1 Millionen Jüdinnen und Juden nach Auschwitz deportiert. Die Mehrheit starb im Lager. Gegen Kriegsende begann die SS ( Schutzstaffel der NSDAP [Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei]) die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen. Sie demontierten und vernichteten Gaskammern und Krematorien und verbrannten Dokumente. Bis heute sind jedoch Spuren dieser grausamen Verbrechen der Nazis zu finden. Ausgrabungen im KZ Auschwitz Birkenau bringen immer wieder Beweise zum Vorschein, die die SS zu vertuschen versuchte.

Eine Teilnehmerin der Bildungsreise schildert ihre Eindrücke vom Besuch des ehemaligen KZ:

Die Gedenkstätte war von BesucherInnen überflutet. Aus vielen verschiedenen Ländern kamen am 23. Oktober ca. 1000 Menschen nach Oświęcim, um das Museum Auschwitz-Birkenau zu besichtigen. Fast 30 Millionen Menschen aus der ganzen Welt haben das ehemaligen KZ seit der Eröffnung des Museums besucht. Unsere Museumsführung dauerte insgesamt über fünf Stunden. Es war anstrengend: physisch und psychisch. Wenn man in die Gesichter der Menschen blickte, die einem aus dem Museum entgegen kamen, konnte man bereits erahnen, was einen erwartet. Zuerst besichtigten wir das Stammlager Auschwitz I. Mit Hilfe des Audio-Guides wurde gesichert, dass wir unsere Fremdenführerin auch tatsächlich verstanden. Sie vermittelte uns über ein Mikrophon Informationen. Wie in den meisten Museen war die Zeit auch hier zu kurz, um sich alles ausführlich und genau anzusehen. Wir hatten Gelegenheit, uns verschiedene Lagerblöcke anzuschauen. So auch den Block Nr. 11, den so genannten Todesblock. Hier wurden Häftlinge und Häftlinginnen untergebracht, die zum Hungertod verurteilt wurden. Dies geschah zur Vergeltung für die Flucht von einem Mithäftling.

Es ist kaum möglich, meine Emotionen und Eindrücke in Worte zu fassen. Ich kann jedem/jeder nur ans Herz legen, sich das ehemalige KZ selbst anzusehen.

Für mich war der ergreifendste Moment das Betreten des Gebäudes, in dem die erste Gaskammern und das erste Krematorium errichtet wurden. Selbst in diesem Raum zu stehen, in dem vor über 60 Jahren tausende von Menschen ermordet und verbrannt wurden, ist einfach unbeschreiblich tragisch. Es mischten sich Gefühle von tiefer Trauer, Wut und Hoffnung. Hoffnung – dass die Geschichte und ihre Relikte wenigstens als Mahnmal für jetzige und zukünftige Generationen dient.

Dabei ist mir wieder einmal klar geworden, das ich als Antifaschistin NIEMALS aufgeben werde, gegen Neonazis, Antisemiten und andere menschenverachtende Ideologien zu kämpfen! Wehret den Anfängen – Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!!!

Nach einer Pause begaben wir uns in den Reisebus und fuhren zum Vernichtungslager Auschwitz II – Birkenau, welches ca. 3 km vom Stammlager entfernt liegt. Dies ist 35 mal größer als das Stammlager.

Die Größe des Lagers übertraf meine Vorstellungen. Insgesamt 12 km Stacheldrahtzaun, der früher unter Hochspannung stand und die KZ-InsassInnen von der Flucht abhalten sollte, umzäunten das große Gelände. 1943 waren hier über 100.000 Menschen inhaftiert. Durch die Haupteinfahrt, auch „Todestor“ genannt, wurden seit Mai 1944 Häftlinge direkt in das Lager deportiert. Anschließend erfolgte die Selektion. Die ankommenden Menschen wurden von SS-Ärzten in arbeitsfähig und arbeitsunfähig getrennt. Kranke, Alte, Kinder und schwangere Frauen wurden direkt nach ihrer Ankunft in Auschwitz II – Birkenau in den Gaskammern in den Tod geschickt. Nur etwas 25-30 % der Menschen eines Transports wurden nach der Selektion im Lager untergebracht. Das Gebiet ist kaum überschaubar. Überall, wo mensch hinblickt, sieht mensch Überreste der vielzähligen Baracken, in denen hunderte von inhaftierten Menschen zusammengepfercht untergebracht wurden. Aus schriftlichen Aufzeichnungen der Gefangenen ist zu entnehmen , dass sie vom Stöhnen der sterbenden Menschen, Schweiß- und Fäkaliengestank erfüllt waren. Überall muss es von Läusen und Ratten gewimmelt haben.

Ende 1944 begannen die SS-Männer, die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen. Öfen der Krematorien wurden demontiert. Das, was die SS nicht vernichtete, wurde in die Luft gesprengt.

Die Ruinen der Gaskammer und des Krematoriums II sind geblieben. Angesichts dieser Tatsachen frage ich mich, wie manche Menschen nur daran denken können, den Holocaust zu leugnen. Knochen und Asche der ermordeten Menschen kann mensch noch heute an ein paar Orten auf dem Gelände finden.

Heute befindet sich ein internationales Mahnmal für die Opfer des Faschismus auf dem Gelände. Es wurde 1967 enthüllt. Außerdem gibt an an verschiedenen Stellen Gedenktafeln mit Erläuterungen auf polnisch, englisch, hebräisch und jiddisch. Jeden Tag kommen Menschen her, die zum Gedenken der über eine Million Opfer Blumen, Kränze und Steine niederlegen und Kerzen anzünden. Auch ich habe zum Gedenken einen Stein auf eine Gedenktafel aus Granit am kleinen Teich niedergelegt. In diesen Teich wurde die Asche der verbrannten Menschen geschüttet.“

Am Abend fand im ca. 70 km entfernten Krakau, wo die TeilnehmerInnen der Bildungsreise im Hotel untergebracht waren, ein Treffen mit polnischen Jugendlichen statt. Es wurde über die Eindrücke des Tages, sowie über aktuelle politische Themen gesprochen. In Krakau eröffnete vor wenigen Wochen das Museum „Oscar Schindler Factory“. In Schindlers Fabrik haben über 1100 Jüdinnen und Juden gearbeitet und wurden so vor den Nazis gerettet. Das Museum soll sehr modern, interaktiv und sehenswert sein. Vielleicht wird es das Ziel einer nächsten Bildungsreise…

Die TeilnehmerInnen bedanken sich bei den Organisatoren der Fahrt vom Bündnis für politische Bildung und Antifaschismus!

Übrigens: Am 27. Januar findet der alljährliche der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Seit 2005 ist der 27. Januar offiziell der internationale Holocaustgedenktag.

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