„Rebellen am Ball“

Filmvorfuehrung

Filmvorführung

Am 3. Juni 2015 zeigte das Team vom Infoladen Zittau in Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt Dresden im Hausprojekt IW18 (Innere Weberstraße 18 in Zittau) den Film „Rebellen am Ball“. Anschließend wurde sich in gemütlicher Runde darüber ausgetauscht, ob es auch in der ostsächsischen Fußballszene zu Diskriminierungen kommt.

Diskriminierung in der ostsächsischen Fußballszene?

Diese Frage lässt sich nicht ohne Umwege beantworten, sodass es einiger Erklärungen bedarf. Zunächst darf ein Blick in die Satzung des Fußballverbandes Oberlausitz geworfen werden. Dort ist in § 2 zu lesen: „Der FVO tritt extremistischen, rassistischen, fremdenfeindlichen, gewaltverherrlichenden und sexuell diskriminierenden Auffassungen und Aktivitäten, sowie allen Erscheinungen von sexueller Gewalt entschieden entgegen.“
Da der FVO alle Vereine der Region unter sich birgt, kann man annehmen, dass alle Vereine offiziell diese Auffassungen teilen. Nun ist, wie auch aus anderen gesellschaftlichen Bereichen bekannt, es jedoch nicht immer so, dass alle Mitglieder eines Verbandes zu 100 Prozent die Vorgaben der Führung teilen. Und hat der FVO über die Mitglieder der ihm angegliederten Vereine noch eine gewisse Kontrolle, so entziehen sich die Fans dieser jedoch.
Da im hiesigen Verband großteils unterklassig spielende Vereine integriert sind, gibt es keine großen aktiven Fanszenen, wie man sie aus höheren Klassen gewohnt ist. Insofern setzt sich die Anhängerschaft vermehrt aus Familien, Freunden und Nachbarn der Spieler zusammen. Erfahrungsgemäß scheut man sich bei solchen Konstellationen eher, rassistischen oder homophoben Äußerungen Paroli zu bieten, weil man nicht Schwager/Onkel/Großvater des Mit- oder Gegenspielers (und damit indirekt auch diesen) „angreifen“ will. Solch eine Situation kann schnell eskalieren und auch zu körperlicher Gewalt führen. Im vorwiegend dörflichen Milieu gibt es zudem eine recht hohe Toleranz gegenüber Rassismus u. ä. Oft als Witz oder „kreative“ Beleidigung des Gegners getarnt, finden viele Menschen nichts Anstößiges daran. Dabei fällt auf, dass homo- und xenophobe Beleidigungen öfter auftreten, als rassistische. Dies mag sicherlich auch daran liegen, dass nur wenige Menschen anderer Hautfarbe in der Oberlausitz Fußball spielen oder verfolgen.
Diese Gründe mögen dazu führen, dass Vorkommnisse, die den Richtlinien des FVO wie oben zitiert widersprechen, nicht angesprochen und publik gemacht werden. Inwiefern also rassistisches, sexistisches oder homophobes Verhalten von Fans und Spielern in unserer Gegend verbreitet ist, wie oft es vorkommt und von welchen Personengruppen es aus geht, kann nicht gesagt werden.

Aus eigener Erfahrung kann nur gesagt werden, dass homophobe Beleidigungen seitens der Fans auch im Frauenfußball verbreitet sind. Hervorzuheben sind hierbei Teile der Anhängerschaft von SV Post Germania Bautzen. Eindeutige Beleidigungen gegen eine Mitspielerin wurden weder von Mannschaft, Trainerstab noch anderen Fans dieses Vereins unterbunden und konnten erst beendet werden, als die entsprechenden Personen des Stadions verwiesen wurden. Inwiefern dieses Vorkommnis einen Einzelfall darstellt oder wie der Verein Post Germania damit umging, ist ebenfalls nicht bekannt.

Hintergrund zum Film: „Rebellen am Ball“

Kein geringerer als Fußball-Legende Eric Cantona ging dieser Frage nach und stellt im Film fünf engagierte Kicker rund um den Erdball vor, für die Profisport und gesellschaftliche Verantwortung zusammengehören.

So rief der ivorische Fußballspieler Didier Drogba 2004, inmitten des blutigen Bürgerkriegs an der Elfenbeinküste, zur Einigung auf und bat die gegnerischen Parteien um Waffenruhe. Der Chilene Carlos Caszely protestierte 1973 öffentlich gegen die Diktatur von General Pinochet. Der französische Nationalspieler Rachid Mekhloufi kehrte während des Algerienkrieges unerkannt in seine Heimat zurück, um die Unabhängigkeitsbewegung zu unterstützen. Der jugoslawische Nationalspieler Predrag Pašic gründete in den 90er Jahren eine multi-ethnische Fußballschule im besetzten Sarajewo. Der Brasilianer Sócrates forderte während der Militärdiktatur in den 80er Jahren unermüdlich freien Wahlen ein – was ihm den Spitznamen „Dr. Demokratie“ einbrachte. Diese Sportler wurden jenseits ihrer sportlichen Leistungen zu Galionsfiguren für politischen Widerstand und gesellschaftliche Auflehnung.

Denn Fußball ist mehr als ein Millionengeschäft und sportliche Unterhaltung, wie Eric Cantona unterstreicht: „Ich will von etwas anderem erzählen: von echten Werten und echten Männern, von meiner Fußballwelt. Von Fußball, wie ich ihn spielte und wie ich ihn liebe – von Solidarität, Brüderlichkeit und Freiheit. Und ich möchte erzählen, warum dieser Fußball heute wichtiger ist denn je. Denn die Welt zu verändern, ist immer noch möglich.“

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