Grenzcamp in Zittau – 1999
Grenzcamp 1999
Vom 07.- 15. August 1999 fand in Zittau das „Antirassistische Grenzcamp“ statt. Mit der Durchführung des Grenzcamps in der Zittauer Grenzregion sollte auf die Zustände der Flüchtlinge und den Ausbau der „Fortress Europe“ (Festung Europa) aufmerksam gemacht werden.
In Lückendorf pachtete mensch eine Wiese, Verträge mit den Wasserwerken und anderen Versorgern waren abgeschlossen worden. Auf Drängen der Einwohner_innen und des damaligen Oberbürgermeisters von Zittau, OB Kloß (wohnhaft in Lückendorf) wurde jedoch in letzter Minute eine Ausnahmegenehmigung zum zelten auf der gepachteten Wiese verweigert. Auch das Landratsamt stellte sich gegen das Camp und ignorierten Bitten der damaligen Initiatoren.
Die NPD verteilte Flugblätter mit dem Titel: „Linke Chaoten kommen nach Lückendorf“. Die Nazis, sowie OB Kloß, schürten gezielt Angst und Panik unter den Einwohner_innen des Ortes.
Der Verpächter der Wiese bekam dies besonders zu spüren. Er wurde im Dorf nicht mehr gegrüßt, beim Volksfest wollte niemand auf seinem Wagen mitfahren.
Etwa hundert Antirassist_innen reisten schon am Freitag an und belagerten, die von der Polizei bewachte, Wiese. Durch diesen Druck wurde den Veranstalter_innen plötzlich doch noch ein notdürftiges Ersatzgelände im ehemaligen Armeegebiet Zittau zugestanden.
Die bereits angereisten Campteilnehmer_innen verbrachten den Sonnabendund die folgende Nacht auf diesem neuen Gelände. Am Sonntag zog das Camp noch einmal um. Neues Campgelände wurde eine Wiese zwischen der B 99 und der Bahnstrecke Richtung
Görlitz. Heute findet mensch dort ein Gewerbegebiet.
Dieses liegt hinter der Stadtgrenze von Zittau. Wer in den Abendstunden zu Fuß oder nur in kleinen Gruppen unterwegs zum Camp war, begab sich in die Gefahr. Auf der Straße patrollierten Nazis mit Autos. Es kam zu Übergriffen oder Verfolgungsjagden. Das kleine Waldstück an der B 99 bot zudem auch eine gute Deckung für Hinterhalte seitens der Nazis.
Auch das Camp selbst wurde oft durch Nazis angegriffen. Steinwürfe aus fahrendenAutos, nächtliche Hupkonzerte und Pöbeleien waren an der Tagesordnung. Erst in der darauf folgenden Woche postierten sich Polizeieinheiten vor dem Camp. Außerdem bestreifte die Polizei verstärkt die Umgebung.
Während des Camps wurden mehrere Demonstrationen in der Region durchgeführt, das Büro eines Nazianwalts besucht, das Landratsamt gestürmt und die Regionalbahn nach Görlitz gekapert. Mit diesen Aktionen wurde auf die Zustände an der Grenzen und auf die Repressalien der Ordnungsbehörden reagiert.
Bei vielen stellte sich dennoch die Frage: War die Polizei um die Sicherheit der Campteilnehmer_innen besorgt, oder ging es eher um die Überwachung des Camps?
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