Auf den Spuren der slowenischen PartisanInnen
Unsere Reise nach Slowenien begann am 06. April, 07 Uhr in Zittau. In Dresden angekommen, trafen wir unsere MitfahrerInnen zu und machten uns auf den Weg nach Graz.
Um 18.30 Uhr nach einer langen Fahrt angekommen, wurden wir schon von GenossInnen der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) erwartet. Diese begrüßten uns herzlich. Bei einem leckeren Abendessen lernten wir unseren Reiseleiter Ernest Kaltenegger kennen. Ernest ist der Klubobmann der steirischen Landtagsfraktion der KPÖ und er erzählte uns über die Arbeit der KPÖ. Nachdem wir mit wichtigen Informationen über die weitere Reise versorgt waren, nutzen einige noch den Abend für eine Erkundungstour durch die Altstadt von Graz.
07. April
Nach dem Frühstück trafen wir uns pünktlich um 08.00 Uhr zur Weiterfahrt nach Slowenien. Am späten Vormittag erreichten wir den Loibl Pass. Diese Passstraße und der Tunnel entstanden in den Jahren 1941 – 1945. Dort befand sich ein Außenlager des KZ – Mauthausen. An den Tunnelportalen wurde das Lager Leibl (Nord/ Süd) errichtet. 1652 Häftlinge waren dort unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert. Sie errichteten die Passstraße und den Tunnel, der durch den Karawankenfels führt. Heute befindet sich dort eine Gedenkstätte.
Unser nächster Halt war ein Friedhof, der sich in einem Waldgebiet befindet. Dort sind einige der ermordeten Geißeln bestattet, die im Schloss von Begunje inhaftiert waren. Dies war die nächste Station unserer Reise.
Von 1941 – 1945 befand sich das Gestapo – Hauptquartier im Schloss von Begunje. Dort wurden 12.134 Menschen, die für Mitglieder des Widerstandes gehalten wurden, gefangen gehalten. Viele von ihnen wurden gefoltert und ermordet. 989 wurden in das KZ – Mauthausen deportiert. Der von einer hohen Mauer umgebene Garten wurde nach dem Krieg zu einer Gedächtnisstätte umgestaltet. Seit 1961 befindet sich in einem Nebentrakt
des Schlosses von Begunje das muzej talcev (Geißelmuseum). Dort kann man die Zellen besichtigen, in denen die Geißeln Gefangengehalten wurden. In Schautafeln kann man eine grausame, menschenverachtende Chronologie der Verbrechen der Faschisten nachverfolgen. Die Originale sind in deutscher und slowenischer Sprache verfasst. Namen, Geburtsdaten und Wohnorte der Opfer sind von den deutschen Faschisten genauestens registriert worden. Aufrufe an die Bevölkerung zum Verrat an WiderstandskämpferInnen, sowie die Androhung von drastischen Strafen sind ebenso nachlesbar, wie die Lügen über die Ermordeten. Fast jedes dieser Schreiben ist von SS – Gruppenführer Rösener (Generalleutnant) unterschrieben.
Unsere nächste Station war Drazgose. In diesem Bergdorf fand vom 09. – 11.Januar 1943 der erste große Kampf zwischen der deutschen Wehrmacht und Partisanen des Cankar-Bataillons statt. Drazgose wurde von den deutschen Faschisten als Rache niedergebrannt. 41 Einwohner wurden erschossen, die übrigen Einwohner vertrieben. Jedes Jahr findet um diese Zeit ein Gedenkmarsch über die Berge statt, der den Weg der Partisanen folgt. Hunderte Menschen
gehen den strapaziösen Weg bei eisiger Kälte. Bei der großen Gedenkfeier versammeln sich dann tausende Menschen aus allen Teilen Sloweniens.
Danach ging unsere Fahrt weiter nach Dolenji Novaki bei Cerkno. Dort befindet sich in einer tiefen Schlucht des Baches Pasice das Partisanenlazarett Franja. Die ersten Verwundeten wurden am 23. Dezember 1943 im Flussbett zu den Baracken in der Schlucht getragen Im Krankenhaus wurden 522 Personen behandelt, darunter 80 Angehörige anderer Nationen:
unter anderem Italiener, Russen, Amerikaner, Österreicher und Polen. Bei einem schweren Unwetter im Sommer 2007 wurde das Krankenhaus fast vollständig zerstört. Zur Zeit wird es noch rekonstruiert. Die offizielle Eröffnung soll im Mai 2010 Stattfinden. Dank unseres Genossen von der KPÖ durften wir es schon vorher besichtigen. Eine slowenische
Geschichtslehrerin führte uns durch die Anlage und beantwortete unsere Fragen. Das Krankenhaus ist für die Aufnahme ins Weltkulturerbe vorgeschlagen. Gegen 18.00 Uhr trafen wir auf dem Bauerhof Zelnic bei Cerkno ein, wo wir die erste Nacht verbrachten.
08.April
Nach dem Frühstück trafen wir uns alle um nach Idrija zu fahren. Dort besichtigten wir eine Ausstellung über die Partisanen in der Burg “Gewerkenegg”. Eine slowenische Historikerin und zwei ehemalige Partisanen begleiteten uns durch diese Ausstellung. Danach teilte sich die
Gruppe. Ein Teil besichtigte ein privates Partisanenmuseum, andere die Partisanendruckerei „Slovenja“ am Fuße der Hochebene von Vojsko im Tobetal. In einem schwer zugänglichen Graben befindet sich die Druckerei, die unter schwierigsten Bedingungen im Sommer 1944 errichtet wurde. Die Druckmaschine wurde in Milano gekauft und in diesen Graben gebracht. Am 17.09.1944 wurde die Druckerei in Betrieb genommen. Das erste Exemplar erschien am 18. September 1944. Neben verschiedenen Magazinen und Flugblättern wurde hier die berühmte “Partizanski dnevnik” gedruckt.
Jeder, der den Abstieg gewagt hatte, bekam ein Exemplar der ersten erschienen Zeitung.
Die”Partizanski dnevnik” war die einzige Tageszeitung des Widerstandes in der Zeit des Faschismus in den okkupierten Gebieten Europas. In einer Auflage wurden 4000 – 7000 Exemplare gedruckt und verteilt. Die Druckerei ist noch immer vollständig erhalten und funktionsfähig. Auf der Rückfahrt zur Unterkunft besichtigten wir noch einen Partisanen-friedhof. Auch Angehörige der Partisanen, die von den Faschisten ermordet wurden, sind dort begraben. Darunter auch ein 6- jähriges Kind.
Nach dem Mittagessen fuhren wir nach Kocevje, wo wir die letzten beiden Tage übernachteten. Auf der Fahrt besuchten wir die Gedenkstätte an die Kommunisten Willy Högl und Willy Frank, die von den Faschisten ermordet wurden. Ernest las aus den Berichten eines österreichischen Widerstands-kämpfers vor, der in diesem Gebiet tätig war.
09.April
An diesem Tag besichtigten wir das Partisanenlager “Baza 20″ im Kochevski-Rog. Der Kochevski-Rog ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Europas. Es umfasst 500 km² Waldfläche. In dem mitunter schwer zugänglichen Gebiet leben Bären, Wölfe und Luchse. Ein Mitarbeiter des Museums begleitete uns durch das Partisanenlager und berichtete vom Aufbau dieses Camps. Die erste Baracke wurde gegen Beginn des Jahres 1943 errichtet und wuchs bis zum Sommer auf 26 Baracken an. In “Baza 20″ war die politische Führung untergebracht. Insgesamt lebten mehr als 150 Partisaninnen und Partisanen ständig in “Baza 20″. Vor allem die logistische Leistung war beeindruckend. Baumaterial, Lebensmittel und Wasser mussten in das unwegsame Gebiet transportiert werden. Dies war nur durch eine breite Unterstützung der Bevölkerung möglich. Das Leben war vor allem in den eisigen Wintern sehr schwer, oft gab es nicht genug zu essen. Um sich nicht durch den entstehenden Rauch zu verraten konnten die Baracken nur in den Nachtstunden geheizt werden. Auch das kochen war deshalb ein großes Problem.
Am Nachmittag besichtigten wir noch den Flugplatz der PartisanInnen. Dort landeten englische, russische und amerikanische Flugzeuge. Noch heute ist eine Maschine der Royal Airforce zu sehen. Über diesen Flugplatz, der mehr eine Wiese ist, wurden etwa 3500 Verletzte ausgeflogen und wichtige Dinge des täglichen Bedarfs, hauptsächlich Medikamente und medizinische Ausrüstungen eingeflogen. Dort zu landen stellte eine große Herausforderung an jeden Piloten dar.
Unser nächster Halt war in einem kleinen Dorf an der Strecke nach Nove Mesto. Dort kamen wir schnell mit einem Einwohner ins Gespräch, der uns etwas über die Geschichte des Ortes erzählte und uns zu einem Glas Wein einlud. Den Nachmittag verbrachten wir in Nove Mesto. Wir besichtigten die Stadt und konnten in einem Straßencafe südliches Flair genießen.
10. April
Nach dem Frühstück traten wir pünktlich um 08.00 Uhr die Heimreise an. Bei unserer Ankunft in Dresden gab es Dauerregen und Hagel.
Diese Reise durch Slowenien auf den Spuren der PartisaInnen sind an uns nicht spurlos vorüber gegangen. Wir erfuhren viel Wissenswertes über das Leben und den Kampf der Slowenen gegen die faschistische Okkupation. Über das Leid der Menschen und über ihren Mut und ihren Einfallsreichtum. Weder Franja, noch die Druckerei der Partisanen, noch
“Baza 20″ oder andere Partisanencamps wurden jemals von den Faschisten gefunden. Während unserer gesamten Reise hatten wir wunderbares Wetter. Wir bewunderten die PartisanInnen, die auch bei extremen Wetterbedingungen und unter großer Gefahr in diesen Camps lebten und arbeiteten.
Unser Dank gilt allen Organisatorinnen und Organisatoren. Kerstin Köditz, Volkmar Wölk, Ernest Kaltenegger und Leo. Dank gilt auch MdB Ilja Seifert und MdL Heiderose Gläß (beide DIE LINKE), die uns die Reise durch finanzielle Unterstützung erst ermöglichten.