Der antifaschistische Widerstand in Schlesien, insbesondere im damaligen Breslau

Vorbemerkung:

Durch Kriegseinwirkungen gingen zahlreiche Belege zum Widerstand in Breslau verloren. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Breslau, Hauptstadt der Woiwodschaft Niederschlesien, Bestandteil der polnischen Republik. Die ersten Jahre nach dem 2. Weltkrieg beschränkte sich die Sicherung und Auswertung der vorhandenen Belege darauf, Quellen über faschistische Verbrechen zu sichern und zur Bestrafung der Täter zu nutzen.

Im Zuge der Reichstagswahl im März 1933 erreichte die NSDAP mit 51,7 Prozent die absolute Mehrheit in der Stadt. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten gewann Breslau als Sitz eines Parteigaus an Bedeutung. Eines der ersten nationalsozialistischen Konzentrationslager, das KZ Breslau-Dürrgoy, wurde am 28. April 1933 eröffnet. Der Großteil der 200 bis 400 Inhaftierten waren politische Häftlinge, meist NSDAP-Gegner aus SPD, KPD und der in Breslau stark vertretenen SAPD. Das Lager wurde durch die SA bewacht, wobei der damalige Breslauer Polizeipräsident und SA-Obergruppenführer Edmund Heines für den Betrieb des KZs verantwortlich war. Am 10. August 1933 erfolgte die Schließung des Lagers. Der Großteil der Insassen wurde in andere Lager deportiert.

Beginnender Widerstand

Bereits am 30. und 31. Januar 1933, also unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers, kam es zu vielfältigen Widerstandsaktionen in Schlesien. Besonders die Orte Gleiwitz, Goldberg, Hirschberg und Liegnitz sind neben Breslau dabei zu erwähnen. Diese Orte blieben bis zur Befreiung von den Faschisten Orte des Widerstandes.

Augustin Sandtner organisierte und leitete als politischer Leiter der KPD in Schlesien die ersten antifaschistischen Aktionen. Es fanden kurze Protestmärsche statt und Flugblätter und Druckschriften, unter anderem die „Roten Fahne“, „Die Fackel“ und die Breslauer „Arbeiterzeitung“ wurden verteilt. Darin wurden unter anderem die Morde und Folterungen der Faschisten in den neu geschaffenen Konzentrationslagern, die Millionengeschäfte mit der Aufrüstung und die geheimen Kriegsvorbereitungen kritisiert sowie zum Widerstand aufgerufen. An diesen Widerstandsaktionen beteiligten sich Jungkommunisten im Bündnis mit jungen Mitgliedern der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) und Angehörigen der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ).

Antifaschistische Einheitsfront

Die 1931 gegründete SAP war mit anfänglich bis zu 25.000 Mitgliedern reichsweit die bedeutendste jener linken Kleinorganisationen. Durch ihre konsequent vertretene Einheitsfront-Politik genoss sie innerhalb des proletarischen Organisationsspektrums erhebliches Ansehen. Allerdings diffamierte und bekämpfte die KPD diese massiv als „gefährlichste Spielart des Sozialfaschismus“. Bei den Reichstags- und Landtagswahlen 1932 erlebte die Partei ein Fiasko.[1]

Ahnend, dass mit der faschistischen Diktatur vielfältige Aufgaben auf antifaschistische Kräfte zukommen, bereiteten diese sich auf eine Arbeit in der Illegalität vor. So wurden illegale Quartiere angelegt um diese für die weitere politische Arbeit zu nutzen. In Breslau bemühten sich vor allem Kommunisten unter der Leitung von Sandtner darum. Sandtner fiel am 27. April 1933 in die Hände der Gestapo. Er wurde wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Haftverbüßung wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt und dort am 11. Oktober 1944 mit 23 Kampfgefährten erschossen.

Verfolgung des Widerstandes

Dr. jur. Ernst Eckstein, führender Arbeiterfunktionär der SAP wurde vor Sandtner bereits in der Nacht des Reichstagsbrandes am 27. zum 28. Februar 1933 verhaftet. Er starb nach den unmenschlichen Misshandlungen am 8. Mai 1933. Die Ermordung Ecksteins blieb nicht ohne Folgen für die Faschisten, so wurde umgehend die Breslauer Bevölkerung über den Mord informiert. Im Juli 1933 kam es zu zahlreichen Verhaftungen von SAP Mitgliedern. Die Gestapo war auf die Akteure der Aktion aufmerksam geworden. Nach fünf Monaten wurde am Oberlandesgericht in Breslau Anklage wegen Hochverrats erhoben. In der Anklageschrift hieß es: „In Flugblättern und ähnlichen Schriften sucht die SAP durch ständige Verbreitung von Gräuelnachrichten die Staatsautorität zu untergraben, um mit der gleichzeitigen Aufforderung zum Zusammenschluss aller Kräfte für den revolutionären Klassenkampf den Boden zu bereiten und die Masse der Arbeiterschaft zur Mitwirkung am gewaltsamen Vorgehen aufzuwiegeln und zu gewinnen.“ [2]
Dies führte jedoch nicht dazu, dass es keinen Widerstand in Schlesien, insbesondere in Breslau gab.[3] Trotz der ständigen Bedrohung konzentrierten sich antifaschistische Kräfte weiterhin auf das Herstellen und Verbreiten von Druckschriften. Diese wurden vor allem in Breslau, Liegnitz und Brieg verteilt.

Der Kampf geht trotzdem weiter

Mitglieder der SAP zahlten Beiträge zum Ausbau der illegalen Organisation, sammelten Geld für Angehörige politischer Gefangener und verbreiteten illegale Schriften. Das illegale Druckmaterial erhielten die Breslauer Antifaschistinnen und Antifaschisten weitgehend von der Reichsleitung der SAP aus Berlin und bis zum November 1935 aus Prag von der dortigen Leitung der SAP. Aus Prag erhielten sie die illegale Druckschrift „Das Banner der revolutionären Einheit“. Ferner stellten sie eigenständig mit der Schreibmaschine angefertigte Schriften her und verbreiteten diese.

In den Jahren 1934 bis 1936 verteilten in mehreren Bezirken Breslaus circa 60 Jugendliche im Alter von 18 bis 24 Jahren selbst gefertigte Flugschriften und illegal beschaffte Druckschriften wie „Die Klassenfront“ und der „Junge Prolet“. Ferner wurden Klebezettel hergestellt mit antifaschistischen Losungen wie „Der Faschismus muss sterben, wenn das Volk leben will.“ Die jungen Menschen beklebten damit Taxis, Telefonzellen und Häuser. Mit einem speziell dazu hergerichteten Fahrrad wurden auch schwer entfernbare antifaschistische Parolen auf die Straßen in verschiedenen Stadtteilen aufgedruckt.

Festzuhalten ist, dass der antifaschistische Widerstand in Schlesien, besonders in Breslau, durch illegale Flugblatt- und Druckschriftenaktionen gekennzeichnet war. Diese wurden hauptsächlich durch die kommunistische Jugendorganisationen KJO, dem kommunistischen Jugendverband Deutschlands KJVD und der KPD betrieben, die sich zu einer antifaschistischen Einheitsfront zusammengeschlossen hatten.

weitere Widerstandsaktionen

Dennoch gab es auch andere Widerstandsaktionen gegen die faschistischen Okkupanten. So sind deutsche Fallschirmspringer im Auftrag der Roten Armee über den schlesischen Wäldern abgesprungen und haben Aktionen mit polnischen Partisanen durchgeführt.[4]

Im Sommer des Jahres 1934 veranstalteten die Faschisten eine Massenkundgebung in Breslau unter dem Motto „Das Herz eines Volkes liegt an seinen Grenzen“. Mit dieser sollte Zustimmung für die Einführung der Wehrpflicht in der Bevölkerung erreicht werden. Die antifaschistische Einheitsfront klebte vor der Kundgebung Plakate mit der Losung „Wenn das deutsche Volk leben will, muss der Faschismus sterben“. Deutlich sollte gezeigt werden, wohin der Faschismus führt, zu Krieg und Vernichtung.

Im Jahr 1943 kam es in Breslau vermehrt zu „Beschädigungen von Kriegsmaterial“.  Daraufhin kam es im November 1943 zur Verhaftung von Henry Walczak und des Spaniers Gullermo Menz. Im gleichen Monat nahm die Stapoleitstelle Kattowitz die geistlichen Pfarrvikar Josef Batzarek, Pfarrer Thomas Kalfas und Pfarrer Ludwig Koisar wegen Unterstützung der Armia Krajowa (AK — Heimatarmee) fest.

Im Januar 1944 wurden auf dem Bahnhof Krummhübel bestimmte optische Geräte der Wehrmacht zerstört und am Bahnhof Trzebinia die Gleise gesprengt. In Breslau sorgten Max Leuschner und Josef Lojmann in einem IG Farbenbetrieb für den „Ausfall von wichtigen Maschinen“.[5]

Der polnische Zwangsarbeiter Wladyslaus Idosz beschädigte seit Herbst 1943 mehrere Maschinen und sorgte für eine „Minderproduktion von 7.500 Stück wichtiger Teile des Jäger- und Zerstörerprogramms“. Er wurde im Juli 1944 in einem oberschlesischen Hüttenwerk festgenommen.

Im Jahr 1944 wurde eine Kampfgruppe der AK in Breslau aufgebaut. Geleitet hat diese der Pole Alois Krzynowek. Die Hauptaufgabe dieser Gruppe bestand in den „Vorbereitungen für einen Aufstand in Breslau“. Von der auf „2.000 Mann“ geschätzten Organisation konnte die Gestapo im September 1944 „153 Hauptfunktionäre und Spezialmitarbeiter“ festnehmen.[6]

Der polnische Arzt Dr. Bogdan Soroka und seine Helferin Rosalie Kawik halfen wehrpflichtigen Personen die Wehruntauglichkeit zu erhalten. Sie wurden zur Fahndung ausgeschrieben.

Wkład do polskiej

Příspěvek do češtiny


[2] Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde, NJ 5342 ohne Blattsignierung.

[3] Günter Wehner: Der linke antifaschistische Widerstand in Schlesien 1933-1936 – Neue Dokumente zu einem lange unbearbeiteten Forschungsfeld

[4] Bänder „Deutschland im Zweiten Weltkrieg“

[5] Widerstand und Heimatverlust: Deutsche Antifaschisten in Schlesien

[6] Widerstand und Heimatverlust: Deutsche Antifaschisten in Schlesien

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