Gelebte Jugendverständigung

Am 14. und 15.Mai 2011 beteiligten sich Mitglieder des Tamara Bunke – Verein zu internationalen Jugendverständigung e.V. an einer gemeinsamen Wanderung mit tschechischen Freunden, die in der Neuen Antikapitalistischen Linken (NAL) in der tschechischen Republik organisiert sind.

Die Wanderung begann am Sonnabend mit der gemeinsamen Fahrt von Liberec nach Oldrichov v. Hajich. Dort angekommen ging es auf die Tour, deren Endziel Orle in Polen war. Vorbei an fast unberührter Natur bestaunten wir die Landschaft des Isergebirges. Der zentrale Teile des Isergebirges hat den Charakter einer Hochebene, in den Senken sind Torfwiesen und Torfmoore entstanden.  Das typische Gestein des Isergebirges ist der Isergebirgsgranit. Auffällig ist seine Grobkörnigkeit mit markanten Kristallen von rötlichem Feldspat. Er entstand vor gut 250 Millionen Jahren. Die Vielzahl von Wasserläufen, Quellen, Talsperren und Moortümpeln weisen auf den Wasserreichtum des Isergebirges hin.
Ab 1900 kam es in Böhmen zu Konflikten zwischen nationalistisch gesinnten Deutschen und Tschechen, die besonders nach dem Ersten Weltkrieg erstarkten. Ausdruck dessen war die Ausrufung der Provinz Deutschböhmen am 29. Oktober 1918 als Antwort auf die an einem Tag eher stattgefundenen Gründung der Tschechoslowakei. Ebenso zählen dazu die Repressalien gegenüber der tschechischen Bevölkerung, so dass diese das Gebiet im Jahre 1938 verließ.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde infolge der Beneš-Dekrete der größte Teil der Deutschen aus Böhmen ausgesiedelt. Dadurch blieben viele Ortschaften unbewohnt und etliche Produktionsstätten kamen zum Erliegen. Das Ende der von über vielen Jahrhunderten lang gewachsenen Traditionen des Isergebirges war damit besiegelt. Erst zum Ausgang der 1960er Jahre begann eine Wiederbelebung der Dörfer, als sowohl Gebirgsvorländer als auch Prager sich die traditionellen Häuser zu Wochenendhäusern ausbauten und so zum Erhalt der architektonischen Grundsubstanz beitrugen.

Während der Tour tauschten sich die Beteiligten nicht nur über die soziale Situation in der tschechischen Republik und Deutschland aus, sondern auch über die Zunahme rassistischer und fremdenfeindlicher Stimmung und Gedanken in der Gesellschaft. Für alle ist klar, dass der Kampf gegen den Abbau von weiteren sozialen Standards nicht an der Grenze aufhören darf. So wurde vereinbart, sich weiterhin bei politischen Aktionen zu unterstützen und sich auszutauschen.

Nach einem kurzen unbeabsichtigten Umweg, kehrte mensch nach 13 Stunden in der organisierten Unterkunft in Orle (Polen) ein. Das Tagesmarschpensum wurde auf 41 Kilometer geschätzt, einige hatten sich bei der Tour Verletzungen zugezogen und kümmerten sich erstmal um diese.
Letztendlich klang der Abend mit weiteren Gesprächen und traditionellen polnischen Essen aus.

Am nächsten Morgen wurde der persönlichen Verfasstheit einiger entschieden, doch nicht 15 Kilometer bis Harrachov sonder nur 4 Kilometer bis zum nächsten Bahnhof in Jakuszyce zu wandern. Zurück nach Liberec bzw. Deutschland ging es mit dem Zug.

Den Freund_innen der NAL danken wir an dieser Stelle rechtherzlich für das Organisieren der Reise und freuen uns bereits auf die Nächste. DĚKUJI